
Operationsverfahren bei
Leisten- und Schenkelhernien
Endoskopische Operation (TAPP)
Beim TAPP-Verfahren werden über drei kleine Schnitte die minimal-invasiven Instrumente und eine Kameraoptik in die Bauchhöhle eingeführt. Der Eingriff erfolgt in Vollnarkose. Die verwendeten Kunststoffnetze sind etwas größer als bei der offenen Operation und decken die Bruchlücken weitflächiger ab.
Dank der nur kleinen Schnitte ist im TAPP-Verfahren die Gefahr für Wundheilungsstörungen nach der OP geringer. Darüber hinaus kann noch während der Operation geprüft werden, ob bislang unentdeckte Brüche auf der Gegenseite versorgt werden müssen. Dieser „letzte diagnostische Blick“ ist bei anderen Verfahren nicht möglich. Liegt auf der anderen Seite auch ein Bruch vor, kann dieser direkt mitversorgt werden, ohne dass weitere Schnitte in der Bauchwand erfolgen müssen.
Gegenüber dem offenen Verfahren sind bei den endoskopischen Methoden auch die anderen möglichen Bruchpforten (zum Beispiel die bei Frauen häufiger vorkommende Schenkelhernie) gut zu versorgen.
Vorteile
+ kleinere Schnitte, weniger Wundheilungsstörungen
+ biophysikalisch bessere Netzlage mit Überdeckung aller Bruchpforten, da das Netz an der inneren Seite der Bauchhöhle angebracht wird
+ „letzter diagnostischer Blick“
+ beidseitige Versorgung in einer OP
+ möglich Operation mit hochauflösender (4K) 3D Videotechnikoptik
+ weniger Schmerzen und seltener chronische Schmerzen
+ frühere Vollbelastung möglich (Sport, körperliche Arbeit)
Nachteile
- Vollnarkose notwendig
- evtl. nicht geeignet nach Voroperationen in der Bauchhöhle
Endoskopische Operation mit Sehnengewebe (HoTT-TAPP)
Eine HoTT-TAPP-Operation verläuft nach dem gleichen Prinzip wie das TAPP-Verfahren - mit dem Unterschied, dass auf bleibende Kunststoffnetze verzichtet wird. Stattdessen wird bei diesem im Bürgerhospital entwickelten Verfahren körpereigenes Sehnengewebe genutzt, um die Bruchpforte zu verschließen.
Dazu wird während der Operation eine Sehne aus dem Oberschenkel entnommen und zu einem Netz verarbeitet. Dieses wird dann in die Bauchhöhle eingesetzt.
Der Gebrauch der Oberschenkelsehne wird seit Jahrzehnten in der Kniechirurgie (Kreuzbandersatz) und seit einigen Jahren auch in der Gynäkologie erfolgreich angewendet. Nebenwirkungen, die sich auf bleibende Kunststoffnetze zurückführen lassen, werden durch dieses neue Verfahren vermieden.
Offene Operation nach „Lichtenstein“
Bei diesem weltweit am häufigsten angewandten Verfahren wird die Bruchlücke durch einen offenen Zugang über einen rund sechs Zentimeter langen Schnitt in der Leistenregion operiert und durch das Einbringen eines Kunststoffnetzes verschlossen. Zusätzlich zum Netz kann die Bruchlücke bei Bedarf durch eine Naht geschlossen werden. Bei der „Lichtenstein“-Methode kommt es nur sehr selten zu einem erneuten Bruch der Leiste (< 1 %).
Der Eingriff kann auch beim wachen Patienten in rückenmarksnaher bzw. örtlicher Betäubung erfolgen. Deshalb wenden wir dieses Vorgehen insbesondere bei Patienten mit höherem OP-Risiko an (z. B. bei Herz- und/oder Lungenerkrankungen oder bei Dauertherapie mit Blutverdünnern). Auch bei länger bestehenden, sehr großen oder eingeklemmten Brüchen ist dieses Verfahren besser geeignet als ein endoskopischer Eingriff.
Vorteile
+ auch ohne Vollnarkose möglich
+ ggf. als ambulante Behandlung möglich
Nachteile
- größerer Schnitt (höheres Risiko für Wundheilungsstörungen)
- beidseitige Versorgung nur mit weiterem Schnitt durchführbar
Vorgehen bei Rezidiven
Beim Wiederauftreten von Brüchen nach Voroperationen (Rezidiv) legen wir das geeignete Verfahren individuell fest. Häufig ist ein Verfahrenswechsel sinnvoll, also dass eine offene Operation nach endoskopischer Voroperation stattfindet bzw. umgekehrt. In Einzelfällen führen wir individuell auch weitere Verfahren durch, wie etwa das mehrschichtige Nahtverfahren nach Shouldice.
