
Interdisziplinäres Zentrum Diabetischer Fuß (DDG)
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Im Interdisziplinären Zentrum Diabetischer Fuß (DDG) haben wir uns auf die Behandlung des Diabetischen Fußsyndroms (DFS), einer ernsten Folgeerkrankung des Diabetes mellitus, spezialisiert. Diese entsteht durch eine Nervenschädigung und/oder Durchblutungsstörung – oft nach unscheinbaren Bagatellverletzungen. Sie führt zu erheblichen Wunden im Bereich der Füße. Leider allzu oft endet sie mit einer Amputation.
Das Interdisziplinäre Zentrum Diabetischer Fuß (DDG) ist von Krankenkassen akkreditiert und von der Deutschen-Diabetes-Gesellschaft anerkannt und zertifiziert. 2005 hat die Klinik für Diabetologie und Ernährungsmedizin des Bürgerhospitals das Netzwerk Diabetischer Fuß Frankfurt gegründet.
Das Netzwerk ist ein Zusammenschluss von Spezialisten mit diesen Zielen:
- Verbesserung der Versorgung betroffener Patienten
- Massive Reduktion von Fußläsionen bei Diabetikern
- Deutliche Senkung der Amputationsrate in der Rhein-Main-Region
Das Diabetische Fußsyndrom
Das Diabetische Fußsyndrom (DFS) ist eine komplexe Folgeerkrankung des Diabetes mellitus mit großer Tragweite für die betroffenen Patienten. Verschiedene Ursachen begünstigen seine Entstehung und den Verlauf. Menschen mit Diabetes weisen gegenüber Nichtdiabetikern ein auf das 20fache erhöhtes Risiko für die Entwicklung von Fußwunden auf.
Die jährliche Neuerkrankungsrate dafür liegt zwischen 2,2 und 5,7 Prozent und führt zu einer Zahl von schätzungsweise 250.000 Menschen mit diabetesbedingten Fußläsionen. Die Häufigkeit des Diabetischen Fußsyndroms nimmt mit steigendem Lebensalter zu. Sie liegt bei den über 50-jährigen Patienten, bereits zwischen fünf und zehn Prozent.
Die Ursachen für die Fußläsionen beim diabetischen Fußsyndrom sind vielfältig. Neben der diabetischen Polyneuropathie (PNP), einer Nervenerkrankung, zählt vordringlich die Makroangiopathie, eine Gefäßerkrankung, mit peripherer arterieller Verschlusskrankheit als Ursache.
Die sensorische Neuropathie führt zu einem Verlust der Wahrnehmung schädigender Faktoren oder Verletzungen. Die motorische Neuropathie bewirkt eine muskuläre Schwäche und Atrophie kleiner Fußmuskeln mit Beeinträchtigung des Gangbildes und einer Druckumverteilung auf den Fußsohlen. Die autonome Neuropathie führt zu einer trockenen und empfindlichen Haut mit Hornhaut, Rhagaden und Fissuren. Hinzu kommt eine eingeschränkte Gelenkbeweglichkeit (Limited joint mobility) auf dem Boden einer Verzuckerung von Eiweißstrukturen an Gelenken, Sehnen und Weichteilen (Proteinglycierung).
Als weiterer Komplikationsfaktor gelten Fußfehlstellungen verschiedenster Art, beispielsweise die bei Neuropathie typischen Krallenzehen und der Hallux valgus als Orte besonders hoher mechanischer Belastung.

Die Summe dieser Faktoren führt zu einer unnatürlichen biomechanischen Beanspruchung der Füße mit veränderten Druckverteilungsmustern und erhöhten Scherkräften. Sie sorgen zudem für vermehrte Hornhaubildung sowie für Einblutungen und die Bildung von Geschwüren der Haut bis in das Weichteilgewebe bzw. Gelenk- oder Knochenebene.
Als weitere Ursache für die Entstehung von Wunden beim Diabetischen Fußsyndrom gilt eine Gefäßkrankheit (Diabetische Makroangiopathie) im Sinne einer peripheren arteriellen Verschlusskrankheit (pAVK).
Durch diese Faktoren kommt es sodann im Rahmen wiederholter Verletzungen – in der Regel durch unangemessenes Schuhwerk – zu den typischen Druckulzerationen, mithin dem Diabetischen Fußsyndrom.

Neben der klinischen Fußuntersuchung stellt eine umfangreiche Anamnese, die alle Belange des Diabetes mellitus umfasst, die Basis der Diagnostik von Patienten mit Diabetischem Fußsyndrom dar. Sie schließt insbesondere die typischen Symptome der Neuropathie ein, die im neurologischen Symptomen Score (NSS) erfasst werden. Defizite des Schmerzempfindens (Hyp- bis Analgesie), des Vibrationsempfindens (Pallästhesie), der Temperaturempfindlichkeit (Thermosensibilität), der Tiefen- und Oberflächensensibilität und des Reflexstatus können mit einfachen, in jeder Hausarztpraxis vorhandenen Untersuchungsmethoden (Stimmgabel, Tipterm, Semmes-Weinstein-Filament, Reflexhammer) diagnostiziert und klassifiziert werden.
Die Untersuchung auf neurologische Defizite sollte stets beidseits erfolgen, da es sich bei der diabetischen PNP um eine distal betonte symmetrische Neuropathie handelt.
Eine weitere differentialdiagnostisch bedeutsame Untersuchung ist die Untersuchung des peripher arteriellen Gefäßsystems. Da das Vorliegen einer pAVK entscheidend den Erfolg der Behandlung und die Abheilungswahrscheinlichkeit beeinflusst, gilt es hier frühzeitig entsprechende Veränderungen zu diagnostizieren.
Neben der obligaten Palpation der Fußpulse (A. dorsalis pedis und A. tibialis posterior) gilt die arterielle Verschlussdruckmeldung und Bestimmung des Ankle-Brachial-Index (ABI) als einfache, leicht reproduzierbare Untersuchungsform. Sie ermöglicht sogar eine Prognose für die Heilungswahrscheinlichkeit.
Bei Verschlussdrücken <40 mmHg beispielsweise ist eine Spontanheilung ohne Revaskularisationsmaßnahmen unwahrscheinlich. Lediglich bei der, allerdings im Rahmen des Diabetes mellitus häufigen Mediasklerose, die mit ABI-Indices >1,3 einhergeht, kommt das Verfahren an seine diagnostischen Grenzen. Die unterschiedlichsten diagnostischen Methoden einer weiterführenden Stufendiagnostik (Duplexsonografie, Messung der transkutanen Sauerstoffsättigung, etc.) erweitern neben invasiven Untersuchungstechniken (Feinnadelangiografie, Angiografie, MRT- oder CT-Angiografie) das angiologische Untersuchungsspektrum. Sie erlauben eine Klassifikation von Durchblutungsstörungen und die Planung interventioneller oder operativer Revaskularisationsmaßnahmen.
Die Neuroosteoarthropathie (DNOAP) ist eine oft verkannte und deshalb spät diagnostizierte schwerwiegende Erkrankung aus dem Kreis des Diabetischen Fußsyndroms. Auf dem Boden einer Neuropathie und wiederholter mechanischer Mikrotraumatisierung entsteht eine nichtbakterielle Entzündung von Knochen und Gelenken im Fuß, verbunden mit einer mehr oder weniger ausgeprägten Weichteilreaktion.
Im Akutstadium findet sich klinisch ein überwärmter, geröteter und geschwollener Fuß. Schmerzen können bei neuropathiebedingter Analgesie fehlen, gewöhnlich besteht keine Hautläsionen und meist in diesem Stadium keine radiologischen Veränderungen. Bei Verkennung des Krankheitsbildes kommt es im weiteren Verlauf zu einem rapiden Voranschreiten des Prozesses mit Knochenbrüchen und Gelenkenzerstörung.
In Folge entstehen auf diesem Wege massive Destruktionen im Bereich der Fußknochen mit erheblichen Deformitäten und funktionellen Problemen, die ein erhöhtes Risiko für die Entstehung von Druckulzerationen mit sich bringen. Wenn Sie also als Mensch mit Diabetes mellitus eine unklare Schwellung, Überwärmung und Rötung eines Fußes feststellen, mit und ohne Schmerzen, suchen Sie eine in der Behandlung der DNOAP spezialisierte Einrichtung auf.
Ein multidisziplinäres und multifaktorielles Vorgehen bei der Therapie von Ulzerationen beim Diabetischen Fußsyndrom kann die Komplikations- und Amputationsrate um mehr als 50% verbessern. Diese Behandlungsqualität erzielen insbesondere spezialisierte Fußbehandlungseinrichtungen, wie sie von der Deutschen Diabetes Gesellschaft zertifiziert sind. Bei Fußläsionen ab einem Wagner/Armstrong-Stadium 3B sollte darüber hinaus eine stationäre Behandlung in einem qualifizierten Zentrum erfolgen.
Zertifizierte Einrichtungen der Deutschen Diabetes Gesellschaft:
Zertifizierte Praxen / Kliniken
Entsprechend der Ausprägung der Läsionen existieren folgende Therapiemöglichkeiten:
- Verminderung der mechanischen Belastung (Offloading) durch TCC (Total Contact Cast), druckreduzierende Orthesen und Gehstützen, Rollstuhlversorgung oder Bettruhe
- Débridement avitaler Gewebsanteile (chirurgisch, mechanisch, autolytisch, biochirurgisch)
- Infektionsbehandlung (lokale Wundantiseptik, erregeroptimierte Antibiose, evtl. Drainage-OP)
- Lokale Wundbehandlung im Sinne einer stadiengerechten Wundtherapie mit konsequentem Exsudatmanagement und Infektionskontrolle
- Revaskularisationsmaßnahmen (insbesondere bei heilungsverzögerten Wunden oder Amputationsgefahr)
- Metabolische Kontrolle (einschließlich Flüssigkeitskontrolle)
- Sekundärprophylaxe (Schuhzurichtung, adaptierte Weichbettungen, regelmäßige Kontrolluntersuchungen, podologische Komplexbehandlung, Schulung und psychosoziale Betreuung)