Skip to main content Skip to page footer

Gesundheitsthemen | Interventionelle Radiologie

Neue Wege in der Behandlung von Gefäßerkrankungen

Schätzungen zufolge leiden allein in Deutschland rund 4,5 Millionen Menschen an der peripheren arteriellen Verschlusskrankheit - kurz pAVK. Während früher aufwendige Bypass-OPs und Amputationen zur Eindämmung der chronischen Durchblutungsstörung der Extremitäten an der Tagesordnung standen, kann eine pAVK heute frühzeitig diagnostiziert und schonend behandelt werden. Wie das gelingt zeigen Dr. med. Arun Kumarasamy und sein Team in der neu gegründeten Klinik für Interventionelle Radiologie am Bürger­hospital.

Meistens beginnt es langsam und unscheinbar: „Am Anfang habe ich es auf mein Alter geschoben“, erzählt ein Patient. „Beim Spazierengehen musste ich plötzlich alle paar Meter stehen bleiben – die Waden haben gebrannt.“ Solche Symptome sind typisch für die periphere arterielle Verschlusskrankheit (pAVK): Schmerzen in den Beinen beim Gehen, die erst im Liegen nachlassen. Kalte Füße, blasse Haut oder schlecht heilende Wunden an Zehen oder Ferse. Wer diese Warnsignale einer pAVK früh erkennt und fachlichen Rat aufsucht, kann schwerwiegende Folgen vermeiden.

Ursache der Schmerzen in den Extremitäten sind Ablagerungen in den Gefäßwänden. Die dadurch entstehende Verengung und Verhärtung der Gefäßwände wird Arteriosklerose genannt. Bluthochdruck, Rauchen, Diabetes, Bewegungsmangel und erbliche Veranlagungen beschleunigen diesen Prozess mit zunehmenden Alter. Die Ablagerungen verengen oder verschließen die Arterien, sodass Muskeln und Gewebe nicht mehr ausreichend mit Sauerstoff versorgt werden. Die Folge: Schmerzen beim Gehen („Schaufensterkrankheit“), Wunden, Gewebeuntergang und Krämpfe.

„Der klassische pAVK-Patient ist über 65 Jahre alt, hat Diabetes und/oder Bluthochdruck und leidet an Schmerzen beim Gehen – oft seit Jahren. Aber auch jüngere Menschen mit Risikofaktoren können betroffen sein und dementsprechend von unserem Behandlungsangebot profitieren“, erklärt Chefarzt Dr. med. Arun Kumarasamy. Seit Oktober verstärkt Dr. Kumarasamy das Bürger­hospital als Chefarzt der neu gegründeten Klinik für Interventionelle Radiologie. Mit seinem Team bringt er nicht nur jahrelange Erfahrung, sondern auch ein hochmodernes und breit gefächertes Behandlungsspektrum in die Versorgung von Patient:innen mit Gefäßerkrankungen – insbesondere bei der peripheren arteriellen Verschlusskrankheit. 

Wegweisende Fortschritte in Behandlung und Therapie

Bis in die 1990er-Jahre bestand die Therapie meist aus offenen Bypass-Operationen oder symptomatischer Behandlung. Vor allem für ältere oder mehrfach vorerkrankte Patient:innen war dies häufig keine Option – oder wurde zu spät eingesetzt. Die Folge waren lange Klinikaufenthalte, hohe Komplikationsraten und in vielen Fällen: Amputation. 

Mit dem medizinischen Fortschritt in der interventionellen Radiologie hat sich das Bild gewandelt: Heute lassen sich viele Gefäßverengungen schonend und gezielt kathetergestützt behandeln, ganz ohne Skalpell. Diese minimalinvasive Methode lernte Dr. Kumarasamy vor rund 15 Jahren im Zuge seiner radiologischen Spezialisierung kennen und schätzen. Neben seiner Tätigkeit in der Klinik war er zu dieser Zeit in der interventionellen Praxis von Professor Erhard Starck in Sana Klinikum Offenbach tätig. Diese Jahre prägten ihn: „Ich habe früh gelernt, wie viel wir mit schonenden Verfahren für unsere Patientinnen und Patienten erreichen können – gerade dann, wenn Operationen zu risikoreich wären oder andere Optionen fehlen“, sagt Dr. Kumarasamy. Professor Starck war in den 1980er Jahren wesentlich an der wissenschaftlichen Begleitung, Weiterentwicklung und Verbreitung kathetergestützter Gefäßbehandlungen beteiligt. In seiner Funktion als Radiologe der Universitätsklinik Frankfurt trug Professor Stark dazu bei, kathetergestützte Behandlungen nicht nur auf koronare Gefäße, sondern auch auf periphere arterielle Verschlusskrankheiten auszudehnen. 

Enge Zusammenarbeit mit Diabetologie

Nach Stationen im Sana Klinikum Offenbach und dem DGD-Krankenhaus Sachsenhausen ist Dr. Kumarasamy, zusammen mit Dr. Oliver Ruprecht als Oberarzt und seinem eingespielten nichtärztlichem Team, an die Nibelungenallee ins Frankfurter Nordend gezogen. „Es freut mich außerordentlich, dass mein langjähriger Wegbegleiter und Kollege Dr. Ruprecht zusammen mit dem nichtärztlichen Team und mir den nächsten Schritt in Richtung patientenorientierte, moderne Gefäßmedizin geht“ so Dr. Kumarasamy.  

Ein zentraler Baustein der neuen Klinik für Interventionelle Radiologie im Bürger­hospital ist die enge Zusammenarbeit mit der dortigen Klinik für Diabetologie und Ernährungsmedizin. Unter der Leitung von Chefarzt Christian-Dominik Möller zählt das Zentrum zu den führenden Einrichtungen Deutschlands in der Behandlung des Diabetes mellitus – zertifiziert als Exzellenzzentrum der Deutschen Diabetes Gesellschaft (DDG). Gerade bei Patientinnen und Patienten mit Diabetischem Fußsyndrom sind arterielle Durchblutungsstörungen ein häufiger und oft unterschätzter Risikofaktor. Menschen mit Diabetes sind besonders gefährdet und entwickeln eine pAVK oft früher und mit schwerwiegenderen Verläufen. Ohne ausreichende Gefäßversorgung heilen selbst kleine Wunden schlecht, das Infektionsrisiko steigt, und es droht im schlimmsten Fall der Verlust von Gliedmaßen. „Durch diabetisch bedingte Nervenschäden bemerken viele Betroffene kleine Verletzungen zu spät. In Kombination mit der pAVK heilen Wunden schlecht, entzünden sich – und können schnell lebensbedrohlich werden. Mit Dr. Kumarasamy und seinem Klinikteam können wir unseren Patientinnen und Patienten mit Diabetischem Fußsyndrom nun ein erweitertes, schonendes und minimalinvasives Therapieverfahren mit umfassender interventionell-radiologischer Expertise in unserem Diabeteszentrum anbieten“, erklärt Chefarzt Möller. 

Die Kooperation zwischen beiden Kliniken ist täglich gelebte Interdisziplinarität. Sie umfasst unter anderem gemeinsame Fallbesprechungen, eine frühzeitige Gefäßdiagnostik und fließende Übergänge zwischen ambulanter Wundbehandlung, stationärem Eingriff und Nachsorge. 

Moderne Verfahren für komplexe Gefäße

Zur Behandlung der Patient:innen kommen in der Klinik moderne Verfahren der interventionellen Gefäßmedizin zum Einsatz. Ein zentrales Verfahren ist die perkutane transluminale Angioplastie (PTA). Dabei wird ein verengtes oder verschlossenes Gefäß mithilfe eines feinen Ballonkatheters aufgedehnt. In seltenen Fällen wird zusätzlich ein Stent – ein feines Gefäßstützgerüst – implantiert, um die Durchgängigkeit dauerhaft zu sichern. Bei stark verkalkten Engstellen kommt eine spezialisierte Technik zum Einsatz: die Rotationsatherektomie. Dabei wird das verkalkte Material mit einer rotierenden Mikrofräse sanft abgetragen – ein Verfahren, das besonders bei langstreckigen oder komplexen pAVK-Verläufen gute Ergebnisse zeigt. 

„Wir öffnen Gefäße, die sonst durch Arterienverkalkung verschlossen sind, ohne dass man operieren muss“, fasst Dr. Kumarasamy zusammen. „Das bedeutet für viele unserer Patientinnen und Patienten: weniger Belastung, kürzere Genesung, mehr Lebensqualität.“

Die minimalinvasiven Eingriffe erfolgen meist unter lokaler Betäubung. „In der Regel reicht nach unserer Behandlung ein kürzerer Aufenthalt im Krankenhaus zur Überwachung als bei größeren operativen Eingriffen“, erklärt Dr. Kumarasamy. Denn dank der schonenden Behandlungsvariante ist das Risiko von Nachblutungen oder größeren Hämatomen vergleichsweise gering. Wichtig bleibt aber, sich körperlich zu schonen, insbesondere schweres Heben oder intensiver Sport ist in den ersten Tagen zu vermeiden. Im Idealfall können sich Menschen mit einer behandelten pAVK nach dem Eingriff ganz auf eine nachhaltige Verbesserung ihres Gesundheitszustands fokussieren. 

„Bewegung, Sport, Reha: Während man vorher durch die Schmerzen in den Beinen körperlich eingeschränkt war, eröffnet unsere Behandlung Betroffenen die Möglichkeit, wieder einen gesünderen Lebensstil zu forcieren“, so Dr. Kumarasamy. 


Dr. med. Arun Kumarasamy widmet sich seit 2009 der Radiologie. Von 2011 bis 2016 war er als Funktionsoberarzt im Sana Klinikum Offenbach tätig und arbeitete parallel in der Praxis für Interventionsangiologie von Prof. Dr. med. Erhard Starck – einem Pionier kathetergestützter Gefäßbehandlungen. Seit dieser Zeit hat er sich kontinuierlich auf minimalinvasive Therapieverfahren spezialisiert. 2017 baute Dr. Kumarasamy die Abteilung für Interventionelle Radiologie am DGD Krankenhaus Sachsenhausen neu auf, die er zuletzt als Chefarzt leitete. Neben der medizinischen Ausbildung absolvierte er ein MBA-Studium für internationales Krankenhaus- und Gesundheitsmanagement an der Frankfurt School of Finance, das er mit Bestnote abschloss. Seit 1. Oktober 2025 ist Dr. Kumarasamy Chefarzt der neu gegründeten Klinik für Interventionelle Radiologie am Bürger­hospital. 

Zusammen mit Dr. Kumarasamy ist auch Dr. med. Oliver Ruprecht an das Bürger­hospital gewechselt. Der erfahrene Oberarzt war ebenfalls im Sana Klinikum Offenbach sowie am DGD Krankenhaus Sachsenhausen beschäftigt und hat Dr. Kumarasamy beim Aufbau des Schwerpunkts für minimal-invasive Gefäßbehandlungen kontinuierlich unterstützt. 

 

Klinik für Interventionelle Radiologie