Über die Zusammenarbeit in der Anästhesie zwischen Ärzteschaft und Pflege

Ohne die Anästhesie geht nichts im OP. Damit die Abläufe vor, während und nach den operativen Eingriffen einwandfrei laufen, muss das Zusammenspiel zwischen der Anästhesie und der Anästhesiepflege stimmen. Wir haben den beiden „A-Teams“ über die Schulter geschaut.

Gegen halb acht Uhr morgens beginnen am Bürgerhospital die Frühdienste der Anästhesie und der Anästhesiepflege. Zwei unter­schiedliche Teams, bestehend aus Fachärzt:innen für Anästhesie auf der einen Seite sowie Gesundheits- und Kran­ken­pfle­ge­kräften und Anäs­the­sie­tech­ni­schen Assistent:innen auf der anderen. Aber sie werden den ganzen Tag über zusammenarbeiten. Ihr gemeinsamer Einsatzbereich: Der Zentral-OP am Bürgerhospital.

Doch bevor die Gewerke zueinander finden, geht es für beide in die jeweilige Morgenbesprechung. „Hier verschaffe ich mir zunächst einen Überblick: In welchem Saal bin ich heute eingesetzt? Wer wird operiert? Und mit wem aus der Pflege bin ich eingeteilt?“, erklärt Dr. Anna von Treichel, die seit 2020 als Anästhesistin am Bürgerhospital tätig ist. Das gleiche Prozedere durchläuft die Anästhesiepflege: „Wenn die Kolleg:innen erfahren, mit wem sie den Tag über zusammenarbeiten werden, gibt ihnen das ein gutes Gefühl. Wir sind ein vergleichsweise kleines Haus, im OP kennt man sich, was die Arbeit als Team natürlich ungemein erleichtert“, ergänzt Janina Waniek, Leiterin der Anästhesiepflege.

Nach der Morgenbesprechung schwärmen die Teams der Anästhesie und der Anästhesiepflege in die Einleitungssäle aus, denen sie zugewiesen wurden. Gleich­zeitig bereiten die OP-Pflegekräfte die Operationssäle vor, die Chirurg:innen besprechen letzte Details vor ihren Eingriffen. In solchen Momenten ähnelt der Zentral-OP im Bürgerhospital einem Ameisenbau. Es herrscht reges Gewusel, in dem alle ihrer Aufgabe nachgehen. Schnell gelaufen werde aber nur im Notfall, betont Waniek. Die sechs Säle sind über den gesamten Tag verplant. Zwischen Schilddrüsen- und Darmkrebsoperationen, endoprothetischen Eingriffen und Kaiserschnitten scheint Tageslicht in die modernen OP-Säle.

Doch bevor es zur eigentlichen OP kommt, steht die Einleitung an. Vor der Narkose haben viele mehr Angst als vor dem Eingriff selbst. „Unser erstes Ziel ist es daher, den Patienten zu beruhigen. Ich spreche mich mit der Anästhesiepflege immer schon frühzeitig zu den Patienten ab, wir gehen mögliche Besonderheiten durch und besprechen den Ablauf der Einleitung. So können wir den Patienten dann an der Schleuse abholen und im Einleitungsraum eine ruhige ‚Kommunikationshöhle‘ aufbauen, auf der wir uns fernab des Trubels im OP-Trakt ganz auf die Narkose fokussieren können“, erklärt Dr. von Treichel.

Über den Arbeitstag hinweg stehen Anästhesie und Anästhesiepflege dann in einem konstanten Abhängigkeitsverhältnis zueinander. Keiner kann ohne den anderen. Die Anästhesiepflege braucht die ärztliche Expertise, um die Narkosen vorbereiten zu können. Andererseits ist die Anästhesie nach der Einleitung örtlich an den OP-Saal gebunden, wo der narkotisierte Patient kontinuierlich beobachtet werden muss.

In dieser Zeit richtet die Anästhesiepflege den Einleitungsraum für den nächsten Patienten neu ein und steht danach als unterstützende Hilfe im OP-Saal bereit, etwa wenn weitere Medikamente nötig werden, es zu Blutungen oder Beatmungsproblemen kommt.

„Je Saal ist eine Pflegekraft eingeteilt, das ist personalplanerisch keine Selbstverständlichkeit“, erläutert Janina Waniek. Für Dr. von Treichel ist gerade dieser Punkt wichtig, da für eine gute Zusammenarbeit elementar. Wenn sie jemanden an ihrer Seite weiß, auf den sie sich verlassen kann, könne sie fast jede Situation zusammen mit der Anästhesiepflege meistern. „Wenn alles gut vorbereitet abläuft und man am Ende des Tages auf ein funktionierendes Zusammenspiel zwischen den Teams zurückblickt, geht man auch mit einem guten Gefühl aus dem Dienst“, fasst sie zusammen.

 

Der Zentral-OP am Bürgerhospital

• 2019 wurde der neue Zentral-OP in Betrieb genommen.
• In sechs Sälen finden jährlich über 7.500 Eingriffe statt.
• Alle Operationssäle verfügen über Tageslicht mit Blick auf die Nibelungen­allee und die Richard-Wagner-Straße. Von außen betrachtet ist der Betrieb im OP sichtgeschützt.
• Das Team der Anästhesiepflege umfasst über 20 Examinierte und derzeit sieben Auszubildende, das ärztliche Team zählt fast 20 Mitarbeitende. Neben dem Zentral-OP ist die Anästhesie auch im Kreißsaal, bei ambulanten Eingriffen, in der Endoskopie sowie im separaten OP-Bereich der Augen­heil­kunde im Einsatz.

 

Klinik für Anästhesie und Kinderanästhesie

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