Doppeltes Know-how für optimale Patien­ten­ver­sor­gung

Der menschliche Bewegungsapparat, bestehend aus dem Skelett, den Muskeln, den Sehnen und den Gelenken, hält unseren Körper zusammen und sorgt dafür, dass wir uns eigenständig von A nach B bewegen können. Für unsere tägliche Mobilität, unser Gleichgewicht und unsere Fähigkeit, unabhängig handeln zu können, ist er absolut notwendig. Ist er gestört, können Experten wie Dr. med. Christoph Theis, Chefarzt der Klinik für Orthopädie und Unfallchirurgie, oder Dr. med. Michael Strohauer, Facharzt für Physikalische und Rehabilitative Medizin, helfen, die Ursache zu klären und geeignete Maßnahmen zur Wieder­her­stel­lung des Bewe­gungs­ap­pa­rats einzuleiten.

Seit 2017 ist Dr. med. Christoph Theis Chefarzt der Klinik für Orthopädie und Unfallchirurgie am Bürger­hospital. Zuvor war er Oberarzt an der Orthopädischen Universitätsklinik Friedrichsheim und als stellvertretender Leiter des Endoprothetikzentrums der Maxi­mal­ver­sor­gung tätig. Mit seiner langjährigen Expertise widmet er sich am Bürger­hospital vor allem dem Schwerpunkt Spezielle Orthopädische Chirurgie, die in allererster Linie den Ersatz von Knie-, Hüft- und Schultergelenken umfasst, sowie der arthroskopischen Chirurgie, die auch Sport­ver­let­zungen wie Kreuzband- und Schulterverletzungen einschließt. Gerade im Bereich der Schulter dominieren viele Verschleißerkrankungen, die oft im mittleren Lebensalter beginnen. 

„Ein anderer Schwerpunkt, dessen Bedeutung aufgrund der demografischen Entwicklungen sicher weiter zunehmen wird, ist die Versorgung von älteren Patienten, die sogenannte Alterstraumatologie“, fasst Dr. Theis zusammen. Die sich mit dem Alter verändernde Knochendichte führt nicht nur dazu, dass Knochen, beispielsweise infolge eines Sturzes, schneller brechen, sie stellt auch besondere Anforderungen an eventuell erforderliche Implantate und an die anschließende Versorgung.

Eine häufig unterschätzte Verletzung ist ein Oberschenkelhalsbruch. Dieser muss innerhalb von 24 Stunden versorgt werden, da nach zu spätem Eintreffen ins Krankenhaus die Kompli­ka­tions­rate und damit auch die Sterblichkeit dramatisch ansteigen. „Folgeprobleme, wie Lungenentzündungen durch Bettlägerigkeit, Thrombosen und Lungenembolien, oder vor allem auch das Delir, das sich bei alten Menschen infolge einer Verletzung entwickeln kann, führen zu einer hohen Sterblichkeitsrate. Die Patienten, die sich bis dahin noch allein versorgen konnten oder zumindest im häuslichen Umfeld versorgt wurden, werden oft plötzlich immobil – und bleiben es auch. Die demografische Entwicklung bringt auch uns mehr Patienten, die nicht im familiären Umfeld aufgefangen werden können. In solchen Fällen kümmern wir uns um die Unterbringungen in Einrichtungen, sei es die Kurzzeitpflege, die geriatrische Weiterbehandlung, oder das Organisieren von häuslicher Versorgung … Das sind schon sehr aufwendige Geschichten, sodass wir in Relation zur Größe unserer Abteilung ein breites Aufgabenfeld haben“, führt Dr. Theis auf.

Der Trend zu kürzerer stationärer Aufenthaltsdauer und Verlagerung auf ambulante Behandlungen zieht sich durch alle Krankheits- und Behandlungsfelder und lässt auch die Klinik für Orthopädie und Unfallchirurgie nicht unberührt. Für Patient:innen bedeutet die ambulante Versorgung im Krankenhaus auch, dass ein Hin und Her zwischen möglicherweise notwendigen Kran­ken­haus­auf­ent­halten und regelmäßigen Besuchen bei der niedergelassenen fachärztlichen Betreuung entfällt und die Behandlung aus einer Hand erfolgen kann. 

„Wir haben in der Vergangenheit den Prozess von der Aufnahme bis zur Entlassung deutlich besser durchorganisieren können. Viele Behandlungen sind ebenso gut im ambulanten Sektor aufgehoben. Mit Dr. Strohauer haben wir für den ambulanten Bereich eine sehr gute Kombination und Ergänzung ins Haus holen können, durch die wir unsere Patienten von der Diagnose bis hin zur Nachbehandlung durchbetreuen können“, hebt Dr. Theis hervor.

Dr. med. Strohauer ist seit Sommer 2020 Teil des Zentrums für Gelenkerkrankungen am Bürger­hospital. Der Facharzt für Physikalische und Rehabilitive Medizin absolvierte nach seinem Schulabschluss zuerst die Ausbildung zum Physio­the­ra­peuten, bevor er nach einigen Jahren Berufserfahrung sein Medizinstudium in Berlin anschloss und an unter­schied­lichen Häusern die Fachbereiche der Orthopädie, Chirurgie, Anästhesie und Innere Medizin durchlief.

Blick auf die Ganzheitlichkeit
Während Fachärzt:innen für Orthopädie und Unfallchirurgie Expert:innen in der Behandlung von orthopädischen Verletzungen, Erkrankungen des Bewe­gungs­ap­pa­rats und Unfällen sind, spezialisieren sich Fachärzte wie Dr. Strohauer mit der Physikalischen und Rehabilitativen Medizin auf die Diagnose, Behandlung und Prävention von Krankheiten durch körperliche Aktivität, Therapie und Rehabilitation. Um operative Thera­pie­mö­glich­keiten kennenzulernen, vermittelt die Weiter­bildung auch chirurgische Kenntnisse und Fertigkeiten. Die Weiter­bildungszeit beträgt daher insgesamt fünf Jahre und umfasst neben drei Jahren im Fachgebiet Physikalische und Rehabilitative Medizin zusätzlich ein Jahr in Innerer Medizin oder Neurologie und ein Jahr in der Chirurgie.

„Wir verfolgen hier den Ansatz ganzheitlicher Behandlungen und das ambulant wie auch stationär, konservativ wie auch chirurgisch. Ein ganzheitliches Behandlungskonzept bezieht dabei auch die biopsychosozialen Faktoren mit ein: das heißt, den Patienten in seiner Gesamtheit wahrzunehmen. Dazu gehört auch, die häusliche Situation oder auch den Wunsch des Patienten nach ‚sanfter Medizin‘ in der Behandlung so weit möglich zu berücksichtigen. Gerade nach Operationen bedienen wir uns insbesondere in der konservativen Therapie der Ergotherapie, Krankengymnastik sowie verschiedener Behandlungsverfahren der physikalischen Medizin wie Elektrotherapie, Ultraschall, Wärme- oder Kältetherapie, Massage, Stoßwellentherapie, manuelle und Bewegungstherapie“, erläutert Dr. Strohauer.

Nach Abschluss seiner Ausbildung ließ er sich mit seiner Praxis im Rhein-Main-Gebiet nieder, wo es dann auch zum ersten Kontakt mit dem Bürger­hospital kam. „Alle meine Patienten, die ich zur stationären Versorgung hier einweisen ließ, waren durch die Bank weg zufrieden. Aber auch ich als weiterbehandelnder Arzt war es. Nicht nur wegen der ärztlichen Leistung, sondern auch wegen der pflegerischen. Die menschlich-soziale Komponente ist hier im Haus überdurchschnittlich gut“, erklärt Dr. Strohauer. „Wir kennen uns seit dem ersten Tag, seitdem ich hier am Bürger­hospital bin. Es hat sich recht schnell herausgestellt, dass die Zusammenarbeit für beide Seiten sehr fruchtbar ist. So hat es sich dann auch entwickelt, dass Dr. Strohauer im Rahmen seiner kassenärztlichen Tätigkeit hier im Haus zumindest partiell integriert wird, um von den Synergien profitieren zu können“, ergänzt Dr. Theis.

Derzeit bietet Dr. Strohauer zweimal wöchentlich die ambulante Sprechstunde in seiner Praxis am Bürger­hospital an. Einige Patient:innen können durchgehend ambulant behandelt, andere müssen jedoch stationär weiterversorgt werden. Aber auch in diesen Fällen begleitet der Chiropraktiker die Behandlung von der Einleitung bis nach Abschluss der stationären Versorgung, sodass sie fließend in die Abschlussbehandlungen im ambulanten Bereich übergehen kann. „Unser Vorteil ist, dass wir mit der engen Verzahnung der ambulanten Sprechstunde und der stationären Versorgung ein umfangreiches Spektrum anbieten können. Wir haben hier alles, was wir an Diagnostik brauchen, sowie die gute Zusammenarbeit der Orthopädie und Unfallchirurgie, der ambulanten Sprechstunde, aber auch eine gute Vernetzung mit den anderen Abteilungen hier im Haus“, stellt Dr. Strohauer heraus.

Die kurzen Wege sowie ein Team aus festen Ansprechpersonen, welche die Betroffenen von Beginn an bis zur vollständigen Genesung begleiten, tragen zur Entspannung der Patient:innen bei. „Bei einem Patienten, der nicht gestresst ist, können wir in der Regel einen positiveren Heilungsverlauf feststellen. Der Patient hat das Gefühl, auf seinem Heilungsweg von uns begleitet zu werden. Das ist ein Zugewinn für alle Beteiligten“, betont Dr. Strohauer.

Auch Dr. Theis schätzt die hohe Patientenbindung am Bürger­hospital und sieht mit seinen 17 Jahren Erfahrung in universitärer Medizin einen fundamentalen Unterschied zu größeren Kliniken: „Da ist es nicht ungewöhnlich, dass ein Großteil der Patienten durch verschiedene Hände geht. Bei uns hin­gegen kennt der Patient in aller Regel seinen Operateur oder möglicherweise seinen zweiten Behandler, der aber auch schon im stationären Alltag mit bei den Visiten in Erscheinung getreten ist, als seine festen Ansprechpartner. Das ermöglicht ein ganz anderes Vertrauensverhältnis und vermeidet Stress für die Betroffenen.“ Gerade bei verzögerten Behandlungsverläufen sei eine vertrauensvolle Patientenführung essenziell, und insbesondere in der Chirurgie wichtiger, als man annehmen mag. „Die reine Operation macht es dann nämlich doch nicht allein, sondern auch die Nachbehandlungen und wie diese geleitet werden – und da liegt unsere große Stärke. Hier können wir vieles auffangen, was anderenorts tatsächlich hinten runterfällt und zu unzufriedenen Patienten und, damit einhergehend, auch schlechteren Behand­lungs­er­geb­nissen führen kann“, schildert Dr. Theis.

Insgesamt gibt es in Deutschland derzeit rund 1.900 berufstätige Fachärzt:innen für Physikalische und Rehabilitative Medizin. „Mit Dr. Strohauer als Facharzt für Physikalische und Rehabilitative Medizin haben wir uns eine vergleichsweise ‚seltene Pflanze‘ ins Haus geholt. Auch wenn er prinzipiell in der konservativen Medizin tätig und nicht chirurgisch aktiv ist, so gibt es natürlich auch Schnittmengen mit der Unfallchirurgie, wo er aufgrund seiner Ausbildung natürlich auch Erfahrungen hat, das verzahnt sich miteinander. Umgekehrt wende ich ebenso im ambulanten wie auch im stationären Bereich konservative  Behand­lungs­formen an. Die Patienten haben ein Anrecht darauf, dass man konservative Therapieformen ausreizt, bevor man sagt ‚Das Knie oder die Schulter muss jetzt ersetzt werden‘. Im Gesamtbehandlungskonzept ergänzen wir uns da perfekt“, fasst Dr. Theis die Zusammenarbeit zusammen, mit der die Patient:innen schneller wieder in ihr normales Leben einsteigen können.

 

Klinik für Orthopädie und Unfallchirurgie

Praxis für Physikalische und Rehabilitative Medizin

Beiträge aus der gleichen Kategorie

11.10.2024

Patien­ten­für­spre­cherin Marion Weber im Porträt: „Mit Empathie und einer positiven Grundeinstellung lassen sich Probleme leichter lösen.“

Wenn Marion Weber durch das Krankenhaus geht, hat sie stets ein offenes Ohr und einen wachsamen Blick für die Bedürfnisse und Belange der Patient:innen. Seit fünf Jahren ist sie als ehrenamtliche Patien­ten­für­spre­cherin die Ansprech­part­nerin bei Wünschen, Fragen und Problemen. Weshalb ein kollegiales Miteinander bei der Lösung etwaiger Konflikte so eine große Rolle spielt, erzählt sie im Interview.

09.09.2024 - Ausbildung & Beruf

Simulationszentrum für das Bürger­hospital und Clementine Kinder­hospital - Teamtrainings für den Notfall

Im Januar haben das Bürger­hospital und das Clementine Kinder­hospital ihr hauseigenes Simulationszentrum für Medizin und Pflege offiziell eröffnet. Damit haben Beschäftigte der Hochrisikobereiche beider Kliniken fortan die Möglichkeit, Abläufe in lebens­be­droh­lichen Situationen realitätsnah im Team zu trainieren. Neben einer bestmöglichen Versorgung von Patient:innen sollen vor allem die Teamarbeit und der persönliche Umgang mit kritischen Situationen eingeübt werden.

22.07.2024 - Kinder- & Jugendmedizin | Clementine Kinder­hospital

Für kranke Kinder stark bleiben - Chefarztwechsel am Clementine Kinder­hospital

Nach 21 Jahren verlässt Chefarzt PD Dr. med. Kay Latta das Clementine Kinder­hospital und verabschiedet sich in den Ruhestand. Prof. Dr. med. Steffen Kunzmann, Chefarzt der Klinik für Neonatologie und pädiatrische Intensivmedizin am Bürger­hospital, übernimmt zum 1. März die Leitung des Kinder­kran­ken­hauses. Für eine Rückschau und einen Ausblick traf sich Christiane Grundmann mit den beiden zu einem Gespräch.