Basiswissen Hernie

Laut einer Hochrechnung der Techniker Krankenkasse erkranken etwa vier Prozent der Bevölkerung einmal an einer Hernie. Umgangs­sprach­lich als „Bruch“ bezeichnet, treten Hernien am meisten im Kindesalter und zwischen dem 40. und 50. Lebensjahr auf. Dabei trifft es Männer bzw. Jungen achtmal häufiger als Frauen und Mädchen.

Was ist eine Hernie?

Von einer Hernie oder einem Bauchdeckenbruch spricht man, wenn in der Bauchdecke ein Defekt vorliegt, durch den Gewebe des Bauchraumes die Bauchhöhle verlassen kann. Dieser Defekt liegt am häufigsten in der Leiste vor, kann aber auch am Nabel oder an anderen Stellen der Bauchdecke beobachtet werden. Die Lücke in der Bauchdecke kann angeboren sein oder sich im Laufe des Lebens entwickeln. Auch kann eine solche Lücke an einer „alten Narbe“ bzw. Operationswunde entstehen. Hier spricht man von einem Narbenbruch. Das typische Krank­heits­zei­chen ist eine tast- und sichtbare Bruchgeschwulst unter der Haut. Diese Bruchgeschwulst kann austreten und wieder zurückgeschoben werden. Hinzu können Spontan- und Druckschmerz (auch ausstrahlend) kommen.

Wodurch entsteht eine Hernie?

Neuere Studien haben gezeigt, dass eine angeborene Binde­ge­webs­schwäche meistens mit­verantwortlich ist für die Entstehung von Leisten- und Bauchwandbrüchen: Die Bausteine des Bindegewebes, sogenannte Kollagenfasern sind bei Leis­ten­bruch­pa­tienten oft schlechter vernetzt als bei Menschen, die nicht unter Brüchen leiden. Eine Hernie tritt bei einem Missverhältnis zwischen Druckbelastung und Stabilität der Bauchwand auf. Das heißt wenn der Bauchinnendruck im Verhältnis zur Bauch­wand­festig­keit zu groß ist.

Hernien entstehen immer an den schwächsten Stellen der Bauchwand. Die Entstehung einer Hernie braucht lange Zeit (Jahre!), sie entsteht selten durch einen Unfall, nie durch Verheben.

Risikofaktoren für das Entstehen von Hernien

  • Chronischer Husten/ chronische Lungen­krank­heiten
  • Chronische Verstopfung
  • Bauchwasser (z.B. bei Leberzirrhose, Eiweißmangel, Peri­to­ne­al­dia­lyse)
  • Ausgeprägtes Übergewicht
  • Maximal für die Bauchwand belastende Tätigkeiten: z.B.: Gewichtheben Schwerstarbeit, Spielen eines Blasinstruments
  • Kortison-Dauertherapie
  • Binde­ge­webs­schwäche
  • Mangelernährung/ gestörter Eiweißhaushalt
  • Fort­ge­schrit­tenes Tumorleiden
  • Zyto­sta­ti­ka­the­rapie

Anzeichen und Symptome

Hauptsymptom eines Bruches ist die Bruchgeschwulst, eine sicht- oder tastbare Vorwölbung unter der Haut. Beschwerden können beim Aufstehen, beim Husten, bei körperlicher Belastung und in der Leiste auch beim Autofahren (längerem Sitzen) auftreten.

Folgende Komplikationen können auftreten:

  • Brucheinklemmung mit daraus resultierendem Absterben der Darmwand (Darmwandnekrose)
  • Darmverschluss (Ileus)
  • Bauch­fell­ent­zün­dung (Peritonititis)

Da die meisten Komplikationen schwerwiegend sind und eine möglicher­weise sogar lebens­be­droh­liche Situation mit der Notwendigkeit eines Notfalleingriffs dadurch zustande kommen kann, empfiehlt sich eine zeitnahe operative Versorgung der Hernie. Die einzig sinnvolle Behandlung ist die Operation der Hernie mit Verschluss der Bruchlücke, also des Defektes in der Bauchdecke.

Selbstheilung?

Hernien bilden sich leider nicht von alleine zurück, sie werden eher im Laufe der Zeit größer. Der Körper hat keine Möglichkeit die Schwachstelle zu reparieren. Ein Bruchband ist nur eine Behelfsmaßnahme, behebt die Ursache aber nicht und ist keine dauerhafte Lösung. Deshalb ist heutzutage ist die chirurgische Versorgung das Standardvorgehen bei der Behandlung von Hernien.

Behandlungswege

Über die Behand­lungs­me­thoden, die wir am Bürgerhospital Frankfurt anbieten, können Sie unter folgendem Link mehr erfahren:

Kompetenzzentrum für Hernienchirurgie

Weitere Informationen zu den Opera­tions­ver­fahren

Beiträge aus der gleichen Kategorie

08.09.2023 - Kinder- & Jugendmedizin | Augen­heil­kunde | Kinder- und Jugendmedizin

Prof. Dr. med. Susanne Pitz im Porträt: „Mir macht es Spaß, auf Kinder einzugehen.“

Prof. Dr. med. Susanne Pitz ist Augenärztin aus Leidenschaft. Seit 1990 hat sie tausende Patient:innen operiert und ärztlichen Nachwuchs ausgebildet. Am Bürgerhospital leitet sie seit sechs Jahren das Orbitazentrum und verantwortet seit Januar auch die Kinder­augen­heil­kunde und die Lidchirurgie. In unserem Porträt stellen wir die Leitende Oberärztin vor.

29.06.2023 - Pflege & Funktionsabteilungen | Kinder- & Jugendmedizin

Spot on: Klare Sicht bei möglichst geringer Strah­len­be­las­tung

Wie in anderen medizin­ischen Bereichen gilt auch in der Radiologie: Kinder sind keine kleinen Erwachsenen. Sowohl die altersspezifische Anatomie und Physiologie als auch die sich von den Erwachsenen unterscheidenden Bedürfnisse müssen bei den Unter­suchungen beachtet werden. Seit Juli 2022 unterstützt Oberarzt David Jäger das Team der Radiologie am Bürgerhospital. Als einer der wenigen zertifizierten Kinderradiolog:innen in Hessen beschäftigt er sich mit der speziellen Bildgebung bei Früh- und Neugeborenen, Säuglingen, Kleinkindern und Jugendlichen.

07.06.2023 - Chirurgie & Anästhesie

Doppeltes Know-how für optimale Patien­ten­ver­sor­gung

Der menschliche Bewegungsapparat, bestehend aus dem Skelett, den Muskeln, den Sehnen und den Gelenken, hält unseren Körper zusammen und sorgt dafür, dass wir uns eigenständig von A nach B bewegen können. Für unsere tägliche Mobilität, unser Gleichgewicht und unsere Fähigkeit, unabhängig handeln zu können, ist er absolut notwendig. Ist er gestört, können Experten wie Dr. med. Christoph Theis, Chefarzt der Klinik für Orthopädie und Unfallchirurgie, oder Dr. med. Michael Strohauer, Facharzt für Physikalische und Rehabilitative Medizin, helfen, die Ursache zu klären und geeignete Maßnahmen zur Wieder­her­stel­lung des Bewe­gungs­ap­pa­rats einzuleiten.