Kurzinterview mit Chefärztin Dr. med. Sabine Grasshoff-Derr: Vermeidbare Verletzungen im Kindesalter

Fast 200.000 Kinder müssen jährlich nach einem Unfall im Krankenhaus versorgt werden. Anlässlich des Kinder­si­cher­heits­tages am 10. Juni beantwortet Chefärztin Dr. med. Sabine Grasshoff-Derr drei Fragen über (vermeidbare) Verletzungen, die sie und ihre Kollegen in unserer Klinik für Neugeborenen- und Kinderchirurgie regelmäßig behandeln.

Welche sind die häufigsten Verletzungen von Kindern, die Ihnen in Ihrer Arbeit begegnen?

Grasshoff-Derr: „Sehr oft behandeln wir Platzwunden, Unterarmbrüche und Distorsionen des Sprunggelenks, d. h. ‚umgeknickte Füße‘. Auch begegnen uns immer wieder Verletzungen, die auf Trampolinen entstehen, wenn mehrere Kinder gleichzeitig hüpfen.“

 

Welche Verletzungen oder Unfallarten sind aus Ihrer Sicht oft vermeidbar?

Grasshoff-Derr: „Viele Unfälle lassen sich leider nicht verhindern. Aber mit den richtigen Vorsichtsmaßnahmen oder Verhaltsweisen ließen sich zum Beispiel Verbrühungen oder auch Stürze der Kinder vermeiden. So sehe ich zum Beispiel die Verwendung eines ‚Gehfrei‘ sehr kritisch. Kinder sollen laufen lernen, wenn sie so weit sind. Ersparen könnte man vielen Kindern auch die sogenannten Fahr­rad­spei­chen­ver­let­zungen, die entstehen, wenn die Kinder auf dem Gepäckträger sitzen und die Füße in das Hinterrad geraten. Dies ist eine Verletzung, die gar nicht vorkommen sollte, weil kleine Kinder niemals ohne Kindersitz auf dem Rad mitfahren sollten.“

 

Welche Sicher­heits­pro­dukte halten Sie für unverzichtbar bzw. welche sind aus Ihrer Sicht überflüssig?

Grasshoff-Derr: „Alles, was die Mobilität der Kinder sichert, ist äußerst sinnvoll, etwa Fahrradhelme und Protektoren beim Skaten sowie für die Dämmerung Reflektoren. Aber es gibt auch zahlreiche Haus­halts­si­cher­heit­spro­dukte, die wirklich nützlich sind. Dazu gehören etwa Herdschutzgitter oder Steck­do­sen­si­che­rungen.

Ich persönlich bin sehr gegen Stützräder am Fahrrad, da sie eine nicht vorhandene Sicherheit vortäuschen und falsche Fahrgewohnheiten entstehen lassen. Auch aufblasbare Schwimmringe, mit denen sich Kinder in tieferes Wasser trauen, als für ihre Schwimmfähigkeiten geeignet wäre, können sehr gefährlich sein.

Generell gilt: alle Produkte, die den Kindern mehr Dinge ermöglichen, als sie von ihrem Entwick­lungs­stand zu diesem Zeitpunkt können, sind eher von Schaden als von Nutzen. Kinder sollten nicht vorzeitig an Dinge herangeführt werden, die sie normalerweise erst nach und nach lernen würden. Sie haben sonst keine ausreichende Kontrolle über ihren Körper.“

 

Klinik für Neugeborenen-, Kinderchirurgie & -urologie

 

Gesundheitsthema: Stuhlinkontinenz – ein Tabuthema auch bei Kindern

Gesundheitsthema: Uro-Magnet­re­so­na­nz­to­mo­gra­phie: In die Niere geschaut

Beiträge aus der gleichen Kategorie

08.09.2023 - Kinder- & Jugendmedizin | Augen­heil­kunde | Kinder- und Jugendmedizin

Prof. Dr. med. Susanne Pitz im Porträt: „Mir macht es Spaß, auf Kinder einzugehen.“

Prof. Dr. med. Susanne Pitz ist Augenärztin aus Leidenschaft. Seit 1990 hat sie tausende Patient:innen operiert und ärztlichen Nachwuchs ausgebildet. Am Bürgerhospital leitet sie seit sechs Jahren das Orbitazentrum und verantwortet seit Januar auch die Kinder­augen­heil­kunde und die Lidchirurgie. In unserem Porträt stellen wir die Leitende Oberärztin vor.

19.07.2023 - Pflege und Funktionsabteilungen

Wie „Primary Nursing“ die Behandlung psychosomatisch erkrankter Jugendlicher verbessert

Immer mehr Kinder und Jugendliche in Deutschland benötigen eine psychotherapeutische Behandlung, das zeigt der Arztreport der Krankenkasse Barmer aus dem Jahr 2021. Demnach hat sich innerhalb von elf Jahren die Zahl der psychotherapeutisch behandelten Kinder und Jugendlichen verdoppelt und ist auf über 800.000 Fälle angestiegen.

29.06.2023 - Pflege & Funktionsabteilungen | Kinder- & Jugendmedizin

Spot on: Klare Sicht bei möglichst geringer Strah­len­be­las­tung

Wie in anderen medizin­ischen Bereichen gilt auch in der Radiologie: Kinder sind keine kleinen Erwachsenen. Sowohl die altersspezifische Anatomie und Physiologie als auch die sich von den Erwachsenen unterscheidenden Bedürfnisse müssen bei den Unter­suchungen beachtet werden. Seit Juli 2022 unterstützt Oberarzt David Jäger das Team der Radiologie am Bürgerhospital. Als einer der wenigen zertifizierten Kinderradiolog:innen in Hessen beschäftigt er sich mit der speziellen Bildgebung bei Früh- und Neugeborenen, Säuglingen, Kleinkindern und Jugendlichen.

Ihre Ansprechpartner in der Unter­neh­mens­kom­mu­ni­ka­tion

Pressearbeit, PR und interne Kommunikation, Leitung

Silvio Wagner
Telefon (069) 1500 - 1242

E-Mail

Referentin Unter­neh­mens­kom­mu­ni­ka­tion

Meltem Yildiz
Telefon (069) 1500 - 1240

E-Mail

Referentin Online-Kommunikation

Christiane Grundmann
Telefon (069) 1500 - 1241

E-Mail


Folgen Sie uns auf unseren Social Media Kanälen


Unsere nächsten Termine

... am Bürgerhospital Frankfurt und am Clementine Kinder­hospital

Kurzinterview mit Chefärztin Dr. med. Sabine Grasshoff-Derr: Vermeidbare Verletzungen im Kindesalter

Fast 200.000 Kinder müssen jährlich nach einem Unfall im Krankenhaus versorgt werden. Anlässlich des Kinder­si­cher­heits­tages am 10. Juni beantwortet Chefärztin Dr. med. Sabine Grasshoff-Derr drei Fragen über (vermeidbare) Verletzungen, die sie und ihre Kollegen in unserer Klinik für Neugeborenen- und Kinderchirurgie regelmäßig behandeln.

Welche sind die häufigsten Verletzungen von Kindern, die Ihnen in Ihrer Arbeit begegnen?

Grasshoff-Derr: „Sehr oft behandeln wir Platzwunden, Unterarmbrüche und Distorsionen des Sprunggelenks, d. h. ‚umgeknickte Füße‘. Auch begegnen uns immer wieder Verletzungen, die auf Trampolinen entstehen, wenn mehrere Kinder gleichzeitig hüpfen.“

 

Welche Verletzungen oder Unfallarten sind aus Ihrer Sicht oft vermeidbar?

Grasshoff-Derr: „Viele Unfälle lassen sich leider nicht verhindern. Aber mit den richtigen Vorsichtsmaßnahmen oder Verhaltsweisen ließen sich zum Beispiel Verbrühungen oder auch Stürze der Kinder vermeiden. So sehe ich zum Beispiel die Verwendung eines ‚Gehfrei‘ sehr kritisch. Kinder sollen laufen lernen, wenn sie so weit sind. Ersparen könnte man vielen Kindern auch die sogenannten Fahr­rad­spei­chen­ver­let­zungen, die entstehen, wenn die Kinder auf dem Gepäckträger sitzen und die Füße in das Hinterrad geraten. Dies ist eine Verletzung, die gar nicht vorkommen sollte, weil kleine Kinder niemals ohne Kindersitz auf dem Rad mitfahren sollten.“

 

Welche Sicher­heits­pro­dukte halten Sie für unverzichtbar bzw. welche sind aus Ihrer Sicht überflüssig?

Grasshoff-Derr: „Alles, was die Mobilität der Kinder sichert, ist äußerst sinnvoll, etwa Fahrradhelme und Protektoren beim Skaten sowie für die Dämmerung Reflektoren. Aber es gibt auch zahlreiche Haus­halts­si­cher­heit­spro­dukte, die wirklich nützlich sind. Dazu gehören etwa Herdschutzgitter oder Steck­do­sen­si­che­rungen.

Ich persönlich bin sehr gegen Stützräder am Fahrrad, da sie eine nicht vorhandene Sicherheit vortäuschen und falsche Fahrgewohnheiten entstehen lassen. Auch aufblasbare Schwimmringe, mit denen sich Kinder in tieferes Wasser trauen, als für ihre Schwimmfähigkeiten geeignet wäre, können sehr gefährlich sein.

Generell gilt: alle Produkte, die den Kindern mehr Dinge ermöglichen, als sie von ihrem Entwick­lungs­stand zu diesem Zeitpunkt können, sind eher von Schaden als von Nutzen. Kinder sollten nicht vorzeitig an Dinge herangeführt werden, die sie normalerweise erst nach und nach lernen würden. Sie haben sonst keine ausreichende Kontrolle über ihren Körper.“

 

Klinik für Neugeborenen-, Kinderchirurgie & -urologie

 

Gesundheitsthema: Stuhlinkontinenz – ein Tabuthema auch bei Kindern

Gesundheitsthema: Uro-Magnet­re­so­na­nz­to­mo­gra­phie: In die Niere geschaut

Beiträge aus der gleichen Kategorie

08.09.2023 - Kinder- & Jugendmedizin | Augen­heil­kunde | Kinder- und Jugendmedizin

Prof. Dr. med. Susanne Pitz im Porträt: „Mir macht es Spaß, auf Kinder einzugehen.“

Prof. Dr. med. Susanne Pitz ist Augenärztin aus Leidenschaft. Seit 1990 hat sie tausende Patient:innen operiert und ärztlichen Nachwuchs ausgebildet. Am Bürgerhospital leitet sie seit sechs Jahren das Orbitazentrum und verantwortet seit Januar auch die Kinder­augen­heil­kunde und die Lidchirurgie. In unserem Porträt stellen wir die Leitende Oberärztin vor.

19.07.2023 - Pflege und Funktionsabteilungen

Wie „Primary Nursing“ die Behandlung psychosomatisch erkrankter Jugendlicher verbessert

Immer mehr Kinder und Jugendliche in Deutschland benötigen eine psychotherapeutische Behandlung, das zeigt der Arztreport der Krankenkasse Barmer aus dem Jahr 2021. Demnach hat sich innerhalb von elf Jahren die Zahl der psychotherapeutisch behandelten Kinder und Jugendlichen verdoppelt und ist auf über 800.000 Fälle angestiegen.

29.06.2023 - Pflege & Funktionsabteilungen | Kinder- & Jugendmedizin

Spot on: Klare Sicht bei möglichst geringer Strah­len­be­las­tung

Wie in anderen medizin­ischen Bereichen gilt auch in der Radiologie: Kinder sind keine kleinen Erwachsenen. Sowohl die altersspezifische Anatomie und Physiologie als auch die sich von den Erwachsenen unterscheidenden Bedürfnisse müssen bei den Unter­suchungen beachtet werden. Seit Juli 2022 unterstützt Oberarzt David Jäger das Team der Radiologie am Bürgerhospital. Als einer der wenigen zertifizierten Kinderradiolog:innen in Hessen beschäftigt er sich mit der speziellen Bildgebung bei Früh- und Neugeborenen, Säuglingen, Kleinkindern und Jugendlichen.


Wissen, was passiert - unsere Uhr­­türmchen. Alle Ausgaben.

Neuigkeiten aus dem Bürgerhospital und dem Clementine Kinder­hospital

Uhr­­türmchen abonnieren

Sie möchten gerne unser Patientenmagazin als Printausgabe lesen oder in Ihrer Praxis auslegen? Füllen Sie dazu bitte unten stehendes Kontaktformular aus. Sie erhalten dann unser Uhr­­türmchen zweimal pro Jahr kostenfrei in Ihre Praxis oder zu Ihnen nach Hause geschickt. Wenn Sie unser Patientenmagazin nicht mehr erhalten wollen, können Sie ebenfalls dieses Kontaktformular nutzen.

Felder mit einem * sind Pflichtfelder.

Kontaktformular

Abo Uhrtürmchen

Über die Schulter geschaut

Die Berufswelt am Krankenhaus ist vielfältig. Vor und hinter den Kulissen arbeiten unterschiedlichste Berufsgruppen zusammen, um die Patienten gesund wieder nach Hause entlassen zu können. Auf www.annersder.com stellen wir einige Berufsfelder vor.